
Skinshifting 02 – Die Dunkelheit in deinem Herzen
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Der zweite Teil der Skinshifting Reihe von Felix Blake.
Genre: urban Fantasy, Dark Romantasy, Genremix
Inhaltsangabe
Leidenschaft &
Gewalt
+ ein Hauch von Mystery
Manche Grenzen dürfen niemals überschritten werden. Doch genau das geschieht, als Canai im verzweifelten Kampf um seine Freiheit eine folgenschwere Entscheidung trifft. Nicht einmal Naturgeist Namida scheint ihn retten zu können.
Auf sich allein gestellt, müssen John und April ein Rennen gegen die Zeit gewinnen, um das Leben ihrer Tochter zu retten.
Doch im Kampf gegen die Dunkelheit droht April eine Grenze zu überschreiten, hinter der nichts mehr so sein wird wie zuvor.

Skinshifting – Die Gestaltwandlerreihe
Wiederholt sich unsere Geschichte?
Gestaltwandler verstecken sich nicht ohne Grund vor der Menschheit. Die Angst, wie ein Tier behandelt zu werden und keine Menschenrechte zu erhalten, ist groß. Es ist nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, dass Menschen zu Millionen verfolgt und getötet werden. Doch so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Die Zeichen sind deutlich: Unser Planet steuert seinem Ende entgegen. Wird es eine Wiederholung der schwarzen Jahre geben?
- Veränderung macht Angst! Vor allem, wenn keiner den Weg kennt…

Wenn das Meer über die Ufer tritt…
Wir schreiben das Jahr 2113 zu Beginn der Skinshiftingreihe. Das Meer ist längst über seine Ufer getreten und hat große Teile der Niederlande überflutet. Die ehemalige Kleinstadt Straelen hat sich mit den Jahren zur größten Wandlerstadt der Welt entwickelt. Durch das Meer und den neuen Strand wurden nicht nur Touristen angelockt. Auch stieg die Einwohnerzahl zunehmend durch die ehemaligen Niederländer. Heute leben in diesem Ort mehr als eine Million Menschen und Wandler.
Leseprobe
Verrat
elchem Punkt ist dein Herz so zerfetzt, dass es nicht mehr schlagen kann?
Letzte Woche hatte es einen Anruf bei der Polizei bezüglich einer Frauenleiche gegeben. Sein Kollege von der Mordkommission rief ihn an, während er unterwegs zu einem größeren Drogenfund war. Als er hörte, dass die Frau rote Haare hatte, fuhr er dem vor ihm fahrenden Wagen in den Kofferraum. Sofort hatte er an ihre roten Locken gedacht. Das war der Moment gewesen, an dem ihm klar geworden war, dass er sie suchen musste. Ziellos war er durch das Naturschutzgebiet gewandert und hatte immer wieder versucht, ihre Fährte zu finden. Doch es schien unmöglich, eine Fläche von mehr als zehntausend Hektar alleine zu durchkämmen.

Seine Nase berührte beinahe den Boden. Seit drei Monaten hatte er nichts mehr von ihr gehört und doch erkannte er ihren Geruch sofort. Der Leopardenenwandler streifte schon ein paar Tage durch das Naturschutzgebiet an der Grenze zu Straelen. Es hatte keinen Hinweis darauf gegeben, dass sie hier war. Dennoch sah er sich gezwungen, es zu versuchen. Es kam einer Verzweiflungstat gleich. Weder die Polizei noch der Untergrund hatte Informationen über sie. Er wusste lediglich, dass die Jäger des Poison King`s sie immer noch suchten. Allein das von der Natur zurückeroberte Gebiet war keinem der beiden Fronten vertraut, weshalb sie einfach hier sein musste! Einen anderen Anhaltspunkt hatte er nicht.
Nachts lag er stundenlang wach und fragte sich, ob sie überhaupt noch lebte. Es wäre nichts Ungewöhnliches, wenn der King sie getötet hätte, ohne Spuren zu hinterlassen.
Beinahe hätte er aufgegeben, als ein schwarzes Kaninchen ihm fast vor die Pfoten gehoppelt und er zu müde gewesen war, um es zu fangen. Doch lange ließ er sich davon nicht entmutigen. Da war sie – die Fährte, auf die er solange gehofft hatte. Seit Tagen folgte er ihr bereits, als würde sie ihr Spiel mit ihm treiben, ihn locken und verhöhnen. Sein Herz schlug immer schneller, während der Duft der Füchsin immer stärker wurde.

Sie war frei. In ihrer Tiergestalt gab sich April beinahe vollkommen ihren Instinkten hin. Es hatte etwas von meditativer Ruhe, wenn man nicht mehr im Strom der menschlichen Gedanken dahintrieb. Doch diese Freiheit war nun vorbei. Sie nahm den Geist eines anderen Wandlers wahr und zog sich hinter ihre inneren Mauern zurück. War er gekommen, um sie zu töten? Oder Schlimmeres?
Dicht am Boden kroch sie unter ein Dornendickicht und büßte ein paar Strähnen ihres roten Pelzes ein. Doch hoffentlich würde es sie vor neugierigen Augen verbergen. Es war zu spät, um noch wegzulaufen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, diesen Wandler zu sehen.Für einen Moment stockte Aprils Herzschlag. Sie musste seinen Geist nicht berühren, oder seinen Geruch aufnehmen, um zu wissen, wer hinter dem Schneeleopardenpelz steckte.
Es war John! Doch warum war er hergekommen? Mittlerweile kannte er sicherlich ihre wahre Identität. Zwar bestand ihre polizeiliche Akte nur aus einem unbeschriebenen, leeren Blatt, doch für den Leopardenwandler sollte dies kein Hindernis gewesen sein. Ansonsten wäre er nie von Interesse für den Poison King gewesen. Durch ihr Handeln wäre John um Haaresbreite getötet worden. Obwohl sie ihm später bei der Flucht geholfen hatte, verriet ihr Verhalten mehr als sie wollte – die Rolle der ängstlichen, ahnungslosen Frau passte nun nicht mehr zu ihr.
Neugierig beobachtete sie ihn. Mit einer Notfallstrategie im Hinterkopf schlich sie aus dem Dickicht. Ihre gespitzten Ohren lauschten auf seine Reaktion, während sie ihren Geist vorsichtig wieder ausstreckte.
»Du hast mich gefunden.«
Sie hatte nur einen winzigen Kommunikationskanal geöffnet. Kühl und dunkel waberte ihr Geist dahin und verschleierte ihre wahren Gefühle und Gedanken. Ihr Innerstes zu kontrollieren war überlebensnotwendig in ihrem Job. Nur ein Hauch einer verräterischen Eingebung hätte Raphael dazu gebracht, ihr ein Messer in die Kehle zu rammen.

John spürte sie, noch bevor er sie hörte. Langsam drehte er den Kopf und seine blaugrauen Augen richteten sich still auf sie. Ihr Geist war so abweisend, dass er innerlich vor Frustration fauchte.
»Du hast mich suchen lassen …«, antwortete er.
Sie wirkte anders als in seinen Erinnerungen – selbstbewusster, distanzierter und gefährlich. Doch hatte er sie jemals wirklich gekannt?
»Wer bist du?« In seiner Frage schwang deutlich Misstrauen mit. War alles nur ein Spiel gewesen, um an Informationen zu kommen? Sein Fell sträubte sich, während sich seine Muskeln anspannten. Wer war dieser Rotfuchs überhaupt?

Seine eisblauen Augen ließen ihre Knie weich werden, und beinahe wäre ihre professionelle Fassade gebröckelt. Was wollte er hören? Wenn sie ihm ihren Untergrundnamen nannte, würde er wissen, wer sie wirklich war – zumindest auf dem Papier. Foxface war als Spionin bekannt, die bevorzugt im Auftrag des Poison King`s arbeitete. Ihre Gage war sehr hoch, schließlich arbeitete sie nur für die Besten. Für alle anderen war sie April, die heiße Tätowiererin. Männer neigten dazu, sie auf ihr Äußeres zu reduzieren – was sie nur allzu gern ausnutzte. Zudem gefiel ihr der Name. Er passte zu ihr. Ihre Launen passten sich dem Wetter im April an. Wer wusste schon, ob es heute regnen oder schneien würde …
Mit schräg gelegtem Kopf musterte die Füchsin ihn aufmerksam.
»Ich habe dir das Leben gerettet. Du hast Jagd auf jemanden gemacht, dem du nicht gewachsen bist! Wir beide hätten tot sein können«, erwiderte sie kühl. Sie rechnete damit, dass der Schneeleopard sie jederzeit angreifen würde, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie nur mit ihm gespielt hatte.
»Wer, denkst du, bin ich?«

Für John war es schwer zu ertragen, sie so vor sich zu sehen. Sein Verstand weigerte sich, zu akzeptieren, dass sie seine Feindin war. Er erinnerte sich glasklar an jeden Augenblick mit ihr, hingegen waren die Erinnerungen mit Kain und dem König völlig verschwommen.
Ein viel zu großer Teil von ihm klammerte sich noch immer an die Hoffnung, April könnte unschuldig sein, und es gäbe eine logische Erklärung für alles. Doch ihre Worte erstickten jeden Funken seiner Hoffnung.
»Du hättest mich nicht retten müssen, wenn du mich nicht in diese Situation gebracht hättest! Oder liege ich falsch?«, konterte er herausfordernd, ohne eine Antwort abzuwarten. »Du hast meinen Standort preisgegeben! Du hast mich an den King verkauft!«
Der Schwanz des Raubtiers zuckte unruhig hin und her. In seinen Augen zeigte sich für einen flüchtigen Moment der Schmerz, der in seinem Herzen tobte.
»Ich befürchte, dass du jemand bist, der sich darauf versteht, die Gefühle anderer zu manipulieren!«, knurrte er. Er war noch immer zutiefst verunsichert, verletzt und wütend – auch auf sich selbst, da er in diese Situation geraten war.
»Warum hast du Canai angerufen?« Mit dieser Frage klammerte er sich an seinen letzten Strohhalm. Denn es ergab keinen Sinn, dass sie zuerst Can um Hilfe gebeten und anschließend sogar ihm selbst geholfen hatte. Er erinnerte sich daran, wie er ihr versprochen hatte, dass sie ihm ein Fuchstattoo stechen dürfte, wenn er überlebte. Er war so ein Idiot gewesen! Das war nichts anderes als eine verdammte Liebeserklärung …

April hatte alles geopfert, ja sogar ihren eigenen Tod in Kauf genommen, nur um diesem Lockenkopf den Arsch zu retten – und der war auch noch ein verdammter Polizist! Seinetwegen hatte sie echte Tränen vergossen, und er wagte es, ihr leichtfertiges Handeln vorzuwerfen.
»Du hast keine Ahnung, was passiert wäre, wenn du Kain wirklich geschadet hättest«, stellte sie kühl fest. »Geschweige denn, was geschehen wäre, wenn der König ihn nicht so schnell gefunden hätte. Ich erinnere dich daran, dass der Poison King ein ganzes Polizeirevier inklusive Passanten in die Luft gejagt hat, und das nur, weil er wütend war.«
Die Augen der Füchsin funkelten gefährlich, und durch ihre gedankliche Verbindung pulsierte ihre Wut deutlich spürbar zu ihm hinüber. »Du wusstest nicht einmal WEN du gekidnappt hattest!!!«

Die Wut der Fuchswandlerin traf ihn unvorbereitet. Die überlegene Raubkatze zuckte kurz zurück und fauchte leise. April brauchte ihn nicht daran zu erinnern, welche Folgen die Entführung des Auftragsmörders und vermutlichen Geliebten des Poison King nach sich gezogen hatte. John gelang es kaum, sein schlechtes Gewissen unter Kontrolle zu bringen. Mit einigen aus dem betroffenen Revier hatte er schon zusammengearbeitet. Nur der Gedanke, dass niemand sonst hätte sterben müssen, wenn er Erfolg gehabt hätte, brachte ihm zumindest ein wenig Trost.
Er vergrub diese Zweifel tief in seinem Inneren, bevor er antwortete: »Offenbar habe ich genau die richtige Person entführt, ansonsten wäre die Reaktion des Kings nicht so heftig ausgefallen. Er hat emotional gehandelt und dadurch Fehler gemacht! Wir wissen jetzt, wie er aussieht!«
Sein innerer Konflikt würde ihn nicht zu Fall bringen. Nicht jetzt, wo sie zum ersten Mal seit Jahren einen echten Fortschritt erzielt hatten. Außerdem stand hier nicht er vor Gericht – sie war es, die sich rechtfertigen musste.
»Warum hast du Canai angerufen?«, wiederholte er seine Frage.

Darauf gab es nur eine Antwort und das wusste dieser scharfsinnige Bastard ganz genau. Dennoch zögerte April, fletschte die Zähne und spannte ihre Muskeln an. All die Jahre war sie unauffällig durch die Stadt geschlichen, verstrickt in Machenschaften, die einem nachts den Schlaf raubten und blutige Spuren durch ihr Leben zogen – und dennoch war ihre Weste weiß geblieben. Denn nie hatte sie selbst Hand angelegt. Sie war nur die Informantin, trug keine direkte Schuld, und doch sprachen diese eisblauen Augen, in die sie blickte, eine ganz andere Sprache.
»Weil du mein verfluchtes Herz gestohlen hast!«

»Verdammt, April!«, fluchte er.
Trotz der übermittelten Worte ließ die Anspannung in Johns Muskeln nach. Selbst wenn er ihr glaubte, wie konnte er diese Liebe erwidern?
Allein wenn er an Natascha und Canai dachte … Liebe brachte einfach nur alle in Gefahr. So schluckte der Schneeleopardenwandler all diese Gedanken und Gefühle herunter und bewahrte seine kühle Fassade.
»Wie soll ich dir das glauben? Du bist nicht ein einziges Mal ehrlich zu mir gewesen. Nicht einmal bei unserem Kennenlernen. Warum warst du damals wirklich in der Klinik?«, fragte er mit ausdrucksloser Miene.
Zu jener Zeit hatte sie so unschuldig, verletzlich und verängstigt gewirkt. Sie hatte ihm erzählt, sie wäre in der Psychiatrie gewesen, um die Medikamente gegen ihre Angststörung neu einstellen zu lassen. Als er bei seiner Rettung gesehen hatte, wie sicher sie mit einer Waffe umging, hatte er kaum seinen Augen getraut. Dennoch weigerte sich der letzter Funken Hoffnung in ihm zu erlöschen. Sie war bereits Patientin in der Klinik gewesen, bevor er und Can dort aufgetaucht waren.

Sie hatte diese Worte nicht sagen wollen. Zumal sie diese Worte zum ersten Mal überhaupt ausgesprochen hatte. Fast augenblicklich bereute sie es. Seine Erwiderung traf sie tief. Dabei konnte April es ihm kaum übel nehmen. Schließlich hatte er es genau richtig erkannt. Sie war die Meisterin der Manipulation!
»Ich war nie wegen dir oder des Engels in der Klinik. Euch sollte bewusst sein, dass ihr schon lange ein Dorn im Auge des Poison King`s seid. Ich dachte lediglich an einen Extraverdienst, als ich dich angesprochen habe. Zudem fand ich es ziemlich spannend, herauszufinden, warum das Dreamteam des Straelener Polizeireviers tatsächlich die Hilfe eines Psychiaters benötigt. Euer privates Drama hat es dem King ermöglicht, einige Deals ungestört abzuschließen, die ansonsten viel mehr Planung in Anspruch genommen hätten«, gab sie offen zu, ohne ihr eigentliches Ziel bekannt zu geben. Damals hatte der Untergrundkönig dringend einen neuen Arzt gebraucht – jemanden, der vertrauenswürdig war und sich gern etwas dazuverdiente.
»Bis heute habe ich keine Ahnung, warum Canai seinen Job hingeschmissen hat. Euer Revier hält dies-bezüglich ziemlich dicht und seine Frauenprobleme scheinen mir nicht der wahre Grund zu sein«, überlegte sie laut. Sie konnte es einfach nicht lassen. Informationsbeschaffung lag ihr eben im Blut.

John war also nicht von Beginn an ihr Ziel gewesen. Warum verschaffte ihm das Erleichterung? Warum schweiften seine Gedanken zu den Problemen ab, die er und Canai hatten? Er konnte nicht umhin, zu dem Schluss zu kommen, dass die Blondine schuld an all ihren Problemen war. Bevor diese Frau in Cans Leben aufgetaucht war, waren Can und er ein unschlagbares Team gewesen. Wäre er selbst nicht so durcheinander und gestresst gewesen, hätte er Aprils Reizen vermutlich nie nachgegeben.
John schüttelte den Gedankengang ab und konzentrierte sich darauf, dass ihre Polizeiwache scheinbar einmal etwas richtig hinbekommen hatte.
»Schön! Von mir erfährst du sicher nicht mehr!«, wies er sie zurück. Er sollte umdrehen und gehen!
»Du hast nun Probleme mit deinem Boss? Vielleicht ist das der richtige Moment, um auszusteigen«, ließ er sie an seinen Gedanken teilhaben. »Du könntest uns mit Informationen versorgen und vollen Polizeischutz bekommen«, bot er sogar an.

Ein bellendes Lachen drang aus dem Maul des Rotfuchses. Sie war die Spionin des Poison King`s und diesen verließ man nicht lebendig! Außerdem hatte sie nur allzu deutlich gesehen, wie zuverlässig der angebotene Schutz war.
April kannte kein Leben außerhalb der Szene. Sie hatte nie gelernt, was Gerechtigkeit oder Moral bedeuteten. Sie war nicht so behütet aufgewachsen wie John. Von klein auf hatte sie sich selbst durchgeschlagen. Dieser Vorschlag grenzte für sie beinahe an eine Beleidigung. Die Fratze des listigen Fuchses zuckte für einen Moment über ihr Antlitz.
»Ich stehe an der Spitze der Hackordnung. Du kannst mir keinen Schutz bieten, den ich mir nicht selbst verschaffen könnte! Was bildest du dir eigentlich ein?«, fauchte sie. Nur weil sie ihr Herz an ihn verloren hatte, war sie verdammt nochmal nicht hilflos! Sie war nicht mit einem so weinerlichen Verhalten an die Spitze geklettert. Niemand reichte an ihre Finesse und ihr Geschick heran.

Jetzt, da sie ihr wahres Gesicht zeigte, verspürte John seltsamerweise eher Ruhe als Wut. »Stehst du denn noch dort? Hast du dich nicht versteckt, weil er dich aufgrund deines Verrates umbringen wird?«, hinterfragte er ihre Worte. Sie hatte sich doch nicht nur vor ihm versteckt!
Sein buschiger langer Schwanz glitt sachte über den Boden, als er die Seite wechselte. »Wieso sind alle Leute, die mir etwas bedeuten, in krumme Geschäfte verwickelt?« Er erwartete keine Antwort auf diese Frage. Momentan hatte er das Gefühl, als wollte jeder, der ihm etwas bedeutete, unbedingt mit dem Tod flirten. »Was hast du nun vor?«, fragte er direkt, wobei eine Spur von Besorgnis in seinen Gedanken mitschwang.

Diese entscheidende Frage ließ Aprils Zorn verpuffen. Innerlich seufzend ließ sie sich auf ihre Hinterläufe nieder. In Gedanken versunken antwortete sie ihm eine Zeit lang nicht. Die Fuchswandlerin war nicht so arrogant zu glauben, dass nur John sie finden konnte. Raphael wusste ganz genau, wie sehr sie es liebte, als Füchsin umherzustreifen, und ihm war durchaus bekannt, wie gut sie sich in ihrer Tiergestalt zurechtfand. Auch musste ihm bewusst sein, dass sie ihn zwar für John verraten hatte, seine Geheimnisse gegenüber dem Straelener Polizeirevier jedoch immer noch sicher waren. Ansonsten hätte er die Konsequenzen schon zu spüren bekommen.
»Ich werde nach Hause gehen. Wenn du mich gefunden hast, kann er es auch … Vermutlich habe ich also noch irgendeinen Wert für ihn. Was wirst du also tun?«, stellte sie nun die unausgesprochene Frage, die ebenso bedeutsam war.#

Was? Sie wollte einfach nach Hause gehen? Der Schneeleopard stieß ein dunkles Grollen aus. Er musste ihrer Schlussfolgerung zwar zustimmen, doch ihr Vorgehen war äußerst riskant. Wie konnte sie sich sicher sein, dass der King nicht Schlimmeres als den Tod für sie vorbereitet hatte?
Doch was würde er, John, tun? Sein bester Freund und ehemaliger Partner war auf der Fahndungsliste nun fast auf demselben Platz wie der Poison King. Mit nur wenigen Worten würde April ebenfalls auf dieser Liste auftauchen.
Die Raubkatze senkte den Blick zu Boden, während sich das Fell langsam in den Körper zurückzog. Der Körper verformte sich, nackte Haut straffte sich und nur wenige Momente später stand der Polizist unbekleidet und ungeschützt vor dem kleinen, rötlichen Tier und sah auf dieses hinab.
»Ich werde wohl gar nichts tun … Vielleicht nehme ich mir erst einmal Urlaub«, erklärte er. Am liebsten hätte er sich jetzt eine Zigarette angesteckt. Stattdessen stand er frierend im Schnee, nur damit April nicht erkannte, wie zerrissen sein Innerstes war. Langsam streckte er die Hand aus und streichelte dem Tier über den kleinen Kopf und die weichen Öhrchen.
»Deinetwegen weiß ich nicht mehr, was richtig und falsch ist.«
